Rektusdiastase nach der Geburt: erkennen, vorbeugen und behandeln
Jede Geburt ist einzigartig. Es sind Momente voller Emotionen, die meist ein ganzes Leben prägen. Doch so gerne viele Frauen die überwältigenden Gefühle in Erinnerung behalten, körperliche Spätfolgen wünscht sich niemand. Eine Rektusdiastase, ein Spalt zwischen den geraden Bauchmuskeln, gehört jedoch zu den häufigen Nachwirkungen einer Schwangerschaft und ist nicht immer nur ein kosmetisches Problem. In diesem Beitrag gehen wir unter anderem auf die möglichen Ursachen und Symptome einer Rektusdiastase ein und zeigen Ihnen Maßnahmen auf, diese wieder zurückzubilden oder behandeln zu lassen.
Rektusdiastase nach der Geburt – was ist das?
Eine Schwangerschaft fordert von einem Körper Höchstleistungen. Während das Baby wächst, bewegen sich die geraden Bauchmuskeln vom unteren Rippenrand bis hin zum Schambein auseinander. Der dadurch entstehende Spalt kann relativ breit werden. Zwischen den Muskeln befindet sich die sogenannte Linea alba, ein unelastischer Sehnenstreifen aus Kollagen. Dieser kann verhindern, dass sich die Muskeln nach der Geburt wieder zusammenziehen. Der entstandene Spalt bleibt und man spricht von einer Rektusdiastase. In der folgenden Grafik ist diese unter Punkt 7 illustriert.
1. Sägemuskel 2. Äußerer schräger Bauchmuskel (Musqulus obliquus externus abdominis) 3. Bauchnabel 4. Rückenmarksnerven auch Spinalnerven genannt (Nervi spinalis) 5. Innerer schräger Bauchmuskel (Musculus obliquus internus abdominis) 6. Gerader Bauchmuskel (Musculus rectus abdominis) 7. Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln (Rektusdiastase) 8. Querer Bauchmuskel (Musculus transversus abdominis) 9. V-Leiste 10. Schamhügel
Welche Ursachen und Risiken für eine Rektusdiastase gibt es?
Ob eine Rektusdiastase entsteht, lässt sich vor einer Schwangerschaft nicht vorhersagen. Doch es gibt einige Ursachen und Faktoren, die das Risiko für den Spalt zwischen den Bauchmuskeln erhöhen.
- Mehrlingsschwangerschaften
Mehr Babys benötigen mehr Platz im Bauch der Mutter. Das Gewebe wird stärker gedehnt und die Bauchmuskeln weichen weiter auseinander. Dies erschwert die Rückbildung und erhöht das Risiko für eine Rektusdiastase. - Schlanke Frauen mit großem Kind
Ist die Mutter besonders schlank und das Baby im Bauch gleichzeitig größer als der Durchschnitt, entsteht ebenfalls eine starke Dehnung des Gewebes, was eine Rektusdiastase begünstigt. - Kaiserschnitt
Bei einem Kaiserschnitt wird die Bauchdecke durchtrennt, das Gewebe wird verletzt und dadurch geschwächt. Auch die Stabilität der geraden Bauchmuskeln kann hierdurch beeinträchtigt werden. - Mehrere Geburten
Jede Schwangerschaft geht mit einer erneuten Belastung des Gewebes einher, was die Rückbildung nach jeder Geburt langwieriger und schwieriger macht. - Sehr starkes Übergewicht (Adipositas)
Befindet sich im Bauchraum zusätzliches Fettgewebe, erhöht sich der Druck im Bauchraum, was das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln fördert. Weitere Risikofaktoren sind eine schwächere Muskulatur und eine Veränderung des Bindegewebes durch das Übergewicht. - Bauchoperationen
Ähnlich wie bei einem Kaiserschnitt schwächt auch eine andere Bauchoperation den gesamten Bauchraum, was eine Rektusdiastase wahrscheinlicher macht. - GenetikIn seltenen Fällen ist ein schwaches Bindegewebe bereits angeboren, wodurch das Risiko einer Rektusdiastase steigt. Außerdem ist es normal, dass bei Neugeborenen die geraden Bauchmuskeln noch weiter auseinanderstehen. Meist schließt sich der Spalt mit der Zeit von selbst. Doch manchmal bleibt er bestehen.
Was sind die Symptome einer Rektusdiastase nach der Geburt?
Eine Rektusdiastase lässt sich an einem spürbaren Spalt im vorderen Bauch erkennen. Häufig ist dieser auch sichtbar, wobei er meist oberhalb des Bauchnabels zu sehen ist. In schwereren Fällen kann sich der Bauch zwischen den geraden Bauchmuskeln nach vorne wölben. Es handelt sich dabei um die inneren Organe, die zwischen den Muskeln hervortreten. Beispielsweise kann sich der spitze Teil der Gebärmutter unter der Haut abzeichnen.
Hin und wieder ist eine Rektusdiastase bereits während der Schwangerschaft deutlich erkennbar. In diesen Fällen sind einzelne Körperteile des Babys zu sehen. Das ist jedoch nicht zu verwechseln mit den typischen, sichtbaren Bewegungen des Kindes im Mutterleib. Diese sind ganz normal und völlig unbedenklich.
Wie erkennt man eine Rektusdiastase nach der Geburt?
Nach einer Schwangerschaft haben viele Frauen ein ganz neues Körpergefühl. Sie müssen sich von den Anstrengungen und möglicherweise Verletzungen der Geburt erholen, mit großen Hormonumstellungen umgehen und den neuen Alltag mit Baby kennenlernen.
Selbst einzuschätzen, ob eine Rektusdiastase vorliegt, ist dabei nicht immer einfach. Doch es gibt einige Methoden, dies herauszufinden.
Selbsttest zur Erkennung einer Rektusdiastase
Mit dem folgenden Selbsttest können Sie eine erste Einschätzung vornehmen, ob es bei Ihnen zu einem Spalt zwischen Ihren geraden Bauchmuskeln gekommen ist.
Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie die Beine an. Heben Sie nun Kopf und Schultern an und platzieren Sie Ihre Hand ein bis zwei Zentimeter über dem Bauchnabel. Nun ertasten Sie die Fläche zwischen Ihren geraden Bauchmuskeln. Passen zwei oder mehr Finger in die Lücke? Dann sollten Sie mit einer gezielten Therapie beginnen.
ACHTUNG: Wiederholen Sie diesen Test nicht zu häufig. Er ist nicht förderlich für die sorgsame Heilung nach einer Geburt.
Nachsorge durch die betreuende Hebamme
Wenn Sie eine Hebamme für die Nachsorge nach der Geburt für sich und das Baby haben, gehört die körperliche Untersuchung zu der regelmäßigen Routine. Dabei kann festgestellt werden, ob bei Ihnen eine Rektusdiastase vorliegt.
Ärztliche Diagnostik der Rektusdiastase
Um ganz sicher zu gehen, ob eine Rektusdiastase bei Ihnen vorliegt, sollten Sie eine ärztliche Diagnostik vornehmen lassen. Neben einer körperlichen Untersuchung kann der oder die behandelnde Arzt oder Ärztin mit bildgebenden Verfahren arbeiten.
Welche Folgen kann eine unbehandelte Rektusdiastase haben?
Das erste Anzeichen einer Rektusdiastase ist stets der spürbare und sichtbare Spalt zwischen den geraden Bauchmuskeln. In der Regel handelt es sich zu Beginn um ein rein kosmetisches Problem. Ist sie einmal erkannt und diagnostiziert, können Sie zudem mit bestimmten Übungen entgegenwirken und die Rückbildung unterstützen. Bleibt die Rektusdiastase jedoch unbehandelt, kann es in der Spätfolge zu unterschiedlichen körperlichen Beschwerden kommen.
Zu den Symptomen zählen
- Rückenschmerzen,
- Schmerzen in Hüfte und Gesäß sowie
- eine mögliche Veränderung der Körperstatik.
Zusätzlich können Darmprobleme entstehen. Auch eine Bauchwandhernie, ein sogenannter Nabelbruch, kann Folge einer Rektusdiastase sein.
Kann man einer Rektusdiastase nach der Geburt vorbeugen?
Um es gar nicht erst zur Entstehung einer Rektusdiastase kommen zu lassen, können Sie einiges tun.
- Übungen
Im Idealfall haben Sie bereits vor der Schwangerschaft Übungen für eine starke Körpermitte in Ihren Alltag eingebaut. Doch auch nach der Geburt lässt sich die Rückbildung Ihres Körpers mit der richtigen Kombination aus Schonung und leichten Übungen unterstützen. - Überlastung vermeiden
Achten Sie darauf, Ihren Körper und insbesondere die Körpermitte nicht zu überlasten. Schweres Ziehen, Schieben, Heben und Tragen sollten Sie dringend vermeiden. Dazu gehört auch intensives Krafttraining. Stärken und stabilisieren Sie stattdessen die Muskeln wieder durch sanfte Übungen für Bauch und Beckenboden. Denken Sie auch beim Hinlegen und Aufstehen daran, dies über die Seite zu tun. Auf diese Weise schonen Sie die belasteten geraden Bauchmuskeln. Passen Sie Ihre gesamte Körperhaltung anfangs noch der Schwangerschaft an.
Geben Sie Ihrem Körper ausreichend Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Er hat während der Schwangerschaft viel geleistet. Damit beugen Sie eine Rektusdiastase möglichst gut vor.
Welche Maßnahmen zur Rückbildung der Rektusdiastase nach der Geburt gibt es?
Selbst eine ideale Vorbeugung ist nicht immer eine Garantie dafür, dass es nicht zu einer Rektusdiastase kommt. Hat sich bei Ihnen der Spalt zwischen Ihren geraden Bauchmuskeln gebildet, können Sie diesem jedoch meist gut entgegenwirken.
Übungen im eigenen Zuhause
Bereits im Wochenbett können Sie mit leichten Übungen zur Aktivierung des Unterbauches sowie zur Stabilisierung der Bauch- und Rückenmuskulatur beginnen. Gut geeignet sind leichte Trainings für die seitlichen Bauchmuskeln wie beispielsweise seitliche Heber.
Rückbildungskurs
Die meisten Hebammen bieten heutzutage Rückbildungskurse in Gruppen an. Alternativ gibt es Hebammenpraxen, in denen sich mehrere Hebammen zusammenschließen und Kurse für die Rückbildung veranstalten. In diesen führen Sie die passenden Übungen für die Rückbildung durch und lernen diese auch für zuhause. Gleichzeitig kann die Hebamme überprüfen, ob Sie eine Rektusdiastase entwickelt haben und wie die Rückbildung verläuft.
Physiotherapie
In einer Physiotherapie erhalten Sie eine Behandlung, die exakt auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten wird. Dabei kann es darum gehen, Ihre Linea alba zu stärken, um mit der Rektusdiastase gut leben zu können, oder den Spalt mit der Zeit zu schließen. Sie bekommen Übungen gezeigt, stärken Ihre Körperwahrnehmung und lernen die richtige Haltung für den Alltag.
Welche weiteren Behandlungsmöglichkeiten einer Rektusdiastase gibt es?
Bei schweren Verläufen sind selbst intensive und langfristige Übungen nicht immer erfolgreich. In diesen wenigen Ausnahmefällen kann eine Operation zur Rückbildung der Rektusdiastase ratsam sein. Ziehen Sie diese nur in Betracht, wenn Ihre Familienplanung komplett abgeschlossen ist. Anderenfalls kann eine erneute Schwangerschaft das Operationsergebnis zunichte machen.
Entscheiden Sie sich für den operativen Eingriff, wird die Rektusdiastase mit einer Bauchdeckenstraffung behandelt. Bei dieser können die geraden Bauchmuskeln wieder an ihre ursprüngliche Position gesetzt werden. Gleichzeitig werden die Muskeln gestärkt und mögliche Rückenschmerzen werden gelindert.
Behandlung verschiedener Veränderungen des Bauches
Abseits der Diagnose Rektusdiastase kann eine ungünstige Veränderung der Bauchform noch durch andere unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Jede dieser Veränderungen kann mittels einer speziellen Behandlung behoben werden. Dadurch wird das Erscheinungsbild zunehmend verbessert.
- Vermehrtes Fettgewebe unterhalb der Haut und oberhalb der Bauchmuskeln:
Die Korrektur von Fettpolstern kann durch eine Fettabsaugung (Liposuktion) erfolgen. - Überschüssige erschlaffte Bauchhaut:
Erschlaffte Haut lässt sich effektiv nur durch eine Hautstraffung korrigieren. - Vermehrtes Eingeweide-Fett (viszerales Fett):
Eine Fettansammlung unterhalb der Bauchmuskeln im Bauchraum ist nicht über einen chirurgischen Eingriff zugänglich. Mit Sport und Diät kann dieses Fett langfristig abgebaut werden.
Leiden Sie an einer Rektusdiastase? Unsere Ärzte in Saarbrücken beraten Sie gerne rund um die passende Behandlung. Vereinbaren Sie noch heute einen Termin für eine individuelle Beratung.